Tschernobyl – die Katastrophe

26. April 1986

26. April 1986

Am 26. April 1986 kam es im Block IV des Kernkraftwerks von Tschernobyl in der Ukraine zur bislang größten Katastrophe der Atomindustrie.

Ein Experiment geriet außer Kontrolle, eine Explosion zerstörte das Reaktorgehäuse, die Brennstäbe begannen zu schmelzen und Radioaktivität entwich. Wie viel radioaktives Material in die Atmosphäre geschleudert wurde, lässt sich nur annähernd ermitteln. Man geht von mindestens sieben Tonnen aus.

Damit war der GAU, der 'größte anzunehmende Unfall', erstmals im Bereich der kommerziellen Nutzung der Atomenergie eingetreten.

 

 

Während der Alarm der Strahlenschutzabteilung im schwedischen Kraftwerk Forsmark zwei Tage später die nord- und mitteleuropäischen Staaten in Aufruhr versetzte, hatte man in der Ukraine und den umliegenden Sowjetrepubliken versucht, das Ausmaß der Katastrophe herunterzuspielen, um jede öffentliche Aufregung zu vermeiden. Nur zögernd wurden Umsiedlungsmaßnahmen eingeleitet, und viele der in der weiteren Umgebung des Unglücksreaktors lebenden Menschen setzten sich unzureichend informiert schutzlos der tödlichen Strahlung aus. Das gilt auch für jene 230.000 Arbeiter, so genannte Liquidatoren [...], die den Reaktor in den folgenden Wochen mit einem mehrere Meter dicken Beton- und Stahlmantel, dem so genannten Sarkophag, versahen.


Zwei Drittel aller ausgestoßenen Radionukliden gingen auf belarussischem Territorium nieder. Betroffen ist jeder fünfte der insgesamt etwa 10 Millionen Einwohner, darunter auch 500.000 Kinder. Über ein Drittel des Territoriums von Weißrussland wurden radioaktiv verseucht (zum Vergleich: 4,8 Prozent des ukrainischen und 0,5 Prozent des russischen Territoriums wurden ebenfalls kontaminiert). Die Halbwertszeit der meisten ausgeschleuderten Radionuklide, Caesium-137 und Strontium-90, beträgt etwa 30 Jahre. 1994, acht Jahre nach der Katastrophe, hat sich die Verseuchung um 18 Prozent verringert, aber die Löslichkeit der Radionuklide erhöht sich und deshalb werden

 

DOWNLOAD >> Karte der verstrahlten Zone

Die Folgen in Österreich

Österreich zählt zu den am 4.stärksten vom Tschernobyl-Fallout betroffenen Ländern. Bis zu 150 Kilobecquerel (kBq) an radioaktivem Cäsium 137 (Halbwertszeit ca. 30 Jahre) wurden pro Quadratmeter abgelagert. Höhere Werte der Deposition (über 200 kBq) finden sich sonst nur in der Ukraine, in Weißrussland, Russland und in Teilen Skandinaviens.

Von den insgesamt 1,9 Millionen Curie Cäsium 137 wurden 48.000 Curie Cäsium 137 - also mehr als zwei Prozent - in Österreich abgelagert. Die mittlere Flächenbelastung liegt bei 21 kBq Cäsium pro Quadratmeter. Mit mehr als 100 kBq/m² kontaminiert sind Teile des Wald-, Mühl- und Hausruckviertels, die Gegend um Linz, die Weiser Heide, die Pyhrnregion, das Salzkammergut, Teile der Tauern, sowie die Koralpe und Südkärnten.

 

Noch nach fünfzehn Jahren weisen Pilze aus diesen Regionen überhöhte Werte an Radioaktivität auf. Gesundheitliche Folgen wurden in Österreich nicht festgestellt - und zwar aus einem simplen Grund: Man hat nicht danach gesucht! Nichtsdestotrotz gibt es immer wieder Meldungen über Häufungen von Schilddrüsenkrebs; z.B. in Salzburg. Da aber die verantwortlichen Behörden es wiederholt abgelehnt haben, detaillierte Untersuchungen durchführen zu lassen, können diese Berichte weder bestätigt noch widerlegt werden. In Griechenland, das vom Fallout weit geringer betroffen war als Österreich, wurde in Gebieten mit erhöhter Kontamination eine erhöhte Rate an Leukämie festgestellt. ln stark verstrahlten Regionen Bayerns wurde im Frühsommer 1996 und im Winter 1986/87 (Verwendung von kontaminiertem Tierfutter) eine erhöhte Säuglingssterblichkeit festgestellt. 1987 wurde in West-Berlin, aber auch in Schottland, Schweden und Dänemark eine signifikante Zunahme an Down-Syndrom (Mongolismus) verzeichnet.

Es ist also wahrscheinlich, dass in Österreich - bei entsprechenden Untersuchungen - auch gesundheitliche Folgen durch Tschernobyl nachweisbar wären.

Quelle: Global 2000

 

Download >> Erwartete zusätzliche Krebstote in Österreich durch Tschernobyl
(auf Basis der TORCH-Studie 2006)

Download >> Erwartete zusätzliche Krebstote in Österreich durch Tschernobyl
(auf Basis der Berechnungen von Gofman, Köhnlein & Nussbaumer 1991)

Die Folgen für Europa