Die Kinderferienerholung

Gedanken von Bruno Tauderer

Stellvertreter des Vereines „Tirol hilft Kindern von Tschernobyl“

 

Es war im Jahre 2000, dass ich das erste Mal in Weißrussland war. Der Besuch dort hat mich so geprägt und beeindruckt, aber auch in mir die Gewissheit reifen lassen, dass die Katastrophe von Tschernobyl noch lange nicht vorbei ist, sodass ich mich entschloss, meinen Beitrag für die Kinder von Tschernobyl zu leisten und zwar in der Form, dass ich versuchte, in meinem Umkreis meiner Arbeit Familien zu gewinnen, die bereit sind Kinder aufzunehmen. Damit diese zu uns auf Erholung kommen können. Und dieses Engagement ist bis heute so geblieben, wobei ich nach wie vor überzeugt bin, dass die Kinderferienerholung die nachhaltigste Hilfe für die Kinder ist, um etwas gegen die Auswirkungen der radioaktiv verstrahlten Nahrung zu tun.

Vor sechs Jahren stand die Kinderferienerholung auf Grund von gesetzlichen Bestimmungen in Belarus auf Messers Schneide. Und es ist mit vereinten Kräften und durch die gute Zusammenarbeit mit Fr. Maria Hetzer, welche in Niederösterreich für die Kinderferienerholung verantwortlich ist, gelungen, die Aktion ganz neu zu organisieren. Wie dann der erste Bus wieder in Tirol ankam, war dies schon ein ganz besonderes Erlebnis und der Zeitpunkt, an dem für mich klar war, ein kleines Wunder ist geschehen und die Kinderferienerholung wird in den nächsten Jahren wieder problemlos funktionieren.

Die Kinder - aber alle Menschen, die im kontaminierten Gebiet von Tschernobyl leben, können nichts für die Katastrophe. Doch die Folgen müssen sie tragen. Und so wünsche ich mir für die Kinder, die ja besonders aufnahmefähig für die Radioaktivität aus der Nahrung sind, dass sie möglichst oft zu uns nach Tirol kommen können, um sich bei uns zu erholen.

Damit die Kinderferienerholung überhaupt funktioniert, braucht es das Zusammenspiel von ganz vielen Unterstützern: Das sind einmal die Gastfamilien, die bereit sind, Kinder für dreieinhalb Wochen bei sich aufzunehmen, weiters sind das die Menschen, die die Aktion finanziell unterstützen, damit alle Unkosten gedeckt werden können vor allem Busfahrt, Papiere und Versicherung. Weiters alle, die irgendetwas zur Aktion beitragen angefangen von Kleidern über Einladungen zu Ausflügen bis hin zu den Busausweisen für die Öffis bei uns oder den Kakao für die Schulen in Belarus. Die Aktion der Kinderferienerholung hängt aber wesentlich von den sogenannten OrtsleiterInnen ab, welche bereit sind vor Ort in einem Gebiet, einem Tal die Organisation der Aktion in Zusammenarbeit mit der Vereinsführung zu übernehmen. So hoffe ich, dass es immer wieder Menschen gibt, die bereit sind, diese unerlässliche Aufgabe zu übernehmen.

Obwohl die Katastrophe von Tschernobyl schon im Jahre 1986 passierte, gibt es bis heute Unterstützer, die bei uns die Menschen vor Ort nicht vergessen haben. Und das gibt den Betroffenen in den kontaminierten Gebieten sehr viel Kraft, um ihr Leben weiter in die Hand zu nehmen. Und vor allem durch die Kinderferienerholung hat man gemerkt, dass nach ca. 15 Jahren nach der Katastrophe die Menschen wieder begannen, in ihren Dörfern zu leben, diese wieder mit Leben zu erfüllen und haben so die Lethargie abschütteln können. So sind aus den sterbenden Dörfern wieder Dörfer geworden, wo Leben spürbar geworden ist. Und das ist wohl die wichtigste Botschaft der Kinderferienerholung: Die Menschen vor Ort haben wieder eine Zukunftsperspektive gewonnen!