NEWS

30 Jahre nach Tschernobyl

Der Unfall von Tschernobyl stellt die größte nukleare Katastrophe des 20.Jahrhunderts dar und betrifft noch immer Millionen von Menschen:

  • schätzungsweise 830.000 Liquidatoren aus der ehemaligen   Sowjetunion
  • mehr als 350.000 Evakuierte aus der 30 km-Zone und weiteren sehr stark kontaminierten Regionen bis in Entfernungen von 250km
  • ca. 8,3 Mill. Menschen aus den stark strahlenbelasteten Regionen in Weißrussland (Oblast Gomel und Mogilew), Ukraine (Regionen Schytomir, Grossraum Kiew, Tschernigow) und Russland (Regionen Bryansk und Kaluga)
  • ca. 600 Millionen Menschen in anderen Teilen Europas, die geringeren Strahlendosen ausgesetzt waren.

 

Rund 36% der damals freigesetzten Radioaktivität ging über Weißrussland, Russland und der Ukraine nieder, etwa 53% über dem Rest Europas, mit Schwerpunkt in Mittelskandinavien (Schweden, Norwegen), Polen, der österreichische Teil der Ostalpen, Süddeutschland (Bayern u. Baden –Württemberg) Jugoslawien, Rumänien, Bulgarien, Nordgriechenland.

11% verteilten sich über der restlichen Globus

Geschätzte 12.000 Peta-Bq (12x 1018) radioaktive Partikel , davon ca. 85 PBq langlebiges Cäsium 137, das entspricht einem Gewicht von etwa 26,6 kg Cäsium 137 wurden während des 10 Tage dauernden Reaktorbrandes in die Atmosphäre freigesetzt und weltweit über die Nordhalbkugel unseres Globus verteilt.

Österreich ist- gemessen an seiner Fläche -nach Weißrussland das am zweitstärksten vom Tschernobyl-Unfall betroffene Land . Im Mittel 1,76 PetaBq ( 1,2-2,2%) Cs 137 der beim Unfall freigesetzten Cäsiummenge ) wurden in Österreich deponiert, davon der Großteil um den 1. Mai 1986. Diese Aktivität entspricht ca. 490g Cäsium , außerdem waren 1986 bereits knapp 60g Cäsium vom Fallout der Atomversuche (aus den Jahren 1960- 1980) in den österreichischen Böden abgelagert.

 

Zu Beginn des Unfalles standen die leicht flüchtigen Substanzen  Xenon 133, Jod 131, Tellur 132, Krypton 85 mengenmäßig im Vordergrund.  Jod 131 wurde über die Atemluft und Nahrung (Milch, Gemüse) aufgenommen und vornehmlich in der Schilddrüse gespeichert. Durch rechtzeitige Einnahme von elementarem Jod („Jodtabletten“) kann man sich dagegen schützen, und dadurch zumindest Schilddrüsenkrebs  verhindern. Aufgrund der kurzen Halbwertszeit von 8,07 Tagen war Jod 131 nur  knapp 3 Monate (August 1986) nachweisbar.

 

Seither steht langlebiges Cäsium 137 (anfänglich auch Cäsium 134) im Vordergrund. Es übertrifft mengenmäßig alle anderen langlebigen Isotope, es ist wasserlöslich und verhält sich wie Kalium. Damit ist es jetzt das haupt-dosisbildende Nuklid und für 95% der Dosisbelastung verantwortlich. Seit dem Unfall ist erst knapp 1 Halb-wertszeit (30,17 Jahre) vergangen, das heißt, es wird  alle cäsiumbelasteten Regionen noch weitere 270 Jahre (insgesamt 10 Halbwertszeiten) beschäftigen.

 

Cäsium 137 hat aufgrund seiner kurzen physikalischen Halbwertszeit von 30 Jahren – im Vergleich zu den primordialen natürlich vorkommenden Radionukliden Kalium 40 und Uran 238 (HWZ von Kalium 40 beträgt 1,3 Milliarden Jahre, von Uran 238 bei 4,5 Mrd. Jahre)  eine unvorstellbar hohe Radiotoxizität, die jede Art von chemischer Toxizität in den Schatten stellt. Die letale Dosis bei Verschlucken dieser Substanz liegt bei nur 119µg. Da es wasserlöslich ist und sich ähnlich wie das lebensnotwendige Kalium verhält, verteilt es sich im ganzen Körper, vor allem in jenen Organen, die viel Kalium enthalten (Muskulatur, bes. Herzmuskel). Nur 700 g Cäsium 137 – als Gas oder Rauch verflüchtigt- würde  die Fläche des gesamten Bezirkes Landeck (1595 km²) für ca. 11 Generationen ( 300 Jahre) lang zur Sperrzone machen.

 

Wie gefährlich ist Radioaktivität ?

Das Leben auf unserem Planet hat sich unter dem Einfluss von Radioaktivität entwickelt. Über die von außen einwirkende kosmische und terrestrische Strahlung  und die innere Strahlenbelastung durch Radon und Nahrungsmittel sind wir lebenslang einer geringen aber relativ konstanten Strahlenbelastung ausgesetzt, denen sich unsere Reparaturmechanismen angepasst haben. Nichtsdestotrotz ist diese sogenannte . „natürliche Radioaktivität“ dafür verantwortlich, dass unsere Lebenszeit auf maximal 100 Jahre begrenzt ist und ca. 10% aller spontan auftretenden Krebsfälle verursacht. „Natürliche Radioaktivität“ ist somit nicht gleichzusetzen mit „gesund“, wie allgemein geglaubt wird.

Inmitten immer noch heftiger wissenschaftlicher Kontroversen um die Frage, wie gefährlich  Radioaktivität ist, wurde spätestens seit dem dramatischen Schicksal der Ziffernblatt-Malerinnen aus der Firma Radium Corporation im US-Staat New Jersey klar , dass sorgloser Umgang mit radioaktiven Substanzen (in diesem Fall Radium 226) tödlich sein kann. In diesem Betrieb wurden in den 19-zwanziger Jahren Millionen von Armbanduhren hergestellt, deren Zeiger und Indizes dank einer dünnen Radiumschicht auch in der Nacht leuchten. Viele der meist jungen Arbeiterinnen starben.

Ebenfalls bereits in den 1920-er Jahren wurde von Hermann Joseph Muller  entdeckt, dass Röntgenstrahlen und Radioaktivität  mutagen  sind , also die Erbsubstanz schädigen. Muller, der für seine Erkenntnisse 1946 den Nobelpreis für Medizin erhielt, schloss aus seinen legendären Untersuchungen an der Taufliege, dass selbst kleinste Strahlendosen wie auch die natürliche Hintergrundstrahlung mutagen sind. Zum damaligen Zeitpunkt war das eine bahnbrechende Erkenntnis , die in den letzten 10-20 Jahren durch mehrere große Studien bestätigt werden konnte.

1955 war der berühmte Strahlenforscher  zur Genfer Atomkonferenz als Festredner vorgesehen. Dort wollte US-Präsident Eisenhower das Programm „Atoms for peace“ ausrufen, den Einstieg der Industrienationen in das Zeitalter der sogenannten friedlichen Nutzung der Atomenergie. Als kurz vor der Konferenz  Mullers kritische Haltung bekannt wurde und man einen Eklat verhindern wollte, wurde er wieder ausgeladen. Diese Tradition hat sich bis heute erhalten.

 

Die gesundheitlichen Folgen von Tschernobyl:

Die gesundheitlichen Folgen von Tschernobyl und jetzt auch von Fukushima zeigten sich anders als von den Wissenschaftlern der Atomindustrie und ihrer Lobby (IAEA, UNSCEAR,ICRP) prognostiziert.

Unerwartet schnell wurde schon 3-4 Jahre nach Beginn der Atomkatastrophe ein rasanter Anstieg von Schilddrüsenkrebs bei Kindern in den hochbelasteten Regionen von Weißrussland, Ukraine und Russlands beobachtet. Auch bei Erwachsenen und ganz besonders Frauen stiegen die Krebsraten.

Dasselbe wiederholt sich jetzt 5 Jahre nach Fukushima in den belasteten Regionen von Japan, wo bis Anfang Februar 2016 bereits 117 Kinder an Schilddrüsenkrebs erkrankt sind.

 Laut Daten des nationalen Krebsregisters von Weißrussland ist es seit den 1990-iger Jahren zu einem signifikanten Anstieg anderer Krebserkrankungen und Leukämien, besonders bei Kindern, gekommen.  

Neben Krebs  beobachtet man auch einen deutlichen Anstieg von Nichtkrebserkrankungen bei allen hochbestrahlten Populationen in den ehemaligen Sowjetrepubliken, wie z.B. gutartige Tumoren, Erkrankungen des Herzkreislaufsystems, Krankheiten der Atemorgane, des Magen-Darmtraktes, endokrinologische und autoimmune Erkrankungen (Diabetes, Schilddrüsenentzündungen ), Grauer Star, psychische Erkrankungen usw. Die pathophysiologischen Mechanismen dazu sind  großteils  aufgeklärt. Die Anzahl dieser Erkrankungen übersteigt die Anzahl der Krebserkrankungen bei weitem.

Von den ca. 830.000 Liquidatoren, das sind Personen , die bei der Beseitigung und den Aufräumarbeiten in Tschernobyl und der Sperrzone beteiligt waren, sind nach übereinstimmenden Angaben mehrerer russischer  Liquidatorenverbände inzwischen bereits 112.000 -125.000 Personen verstorben.

Störung des Erbgutes (Tot-und Fehlgeburten , Fehlbildungen, Säuglingssterblichkeit usw.) wurden bereits in den ersten Jahren der Atomkatastrophe  in Weißrussland, der Ukraine und in einigen mittel-und osteuropäischen Ländern registriert. In West-Berlin stieg die Anzahl der Neugeborenen mit Down-Syndrom (Mongolismus) signifikant an. Viele Untersuchungen haben eine erhöhte Säuglingssterblichkeit in Deutschland, Polen, Ungarn und skandinavischen Ländern in Korrelation zur Cäsiumbelastung festgestellt. 5.000 Säuglinge dürfte der Super-Gau europaweit das Leben gekostet haben und für bis zu 10.000 schwerwiegende Fehlbildungen verantwortlich sein.

 In zahlreichen Studien wurde auch nachgewiesen, dass sich in den belasteten Regionen - auch in Westeuropa - das Geschlechterverhältnis zwischen weiblichen und männlichen Neugeborenen zugunsten des männlichen Geschlechtes veränderte. In Europa fehlen demnach 500.000 Mädchen. Veränderungen im Geschlechterverhältnis sind ein sehr sensibler Parameter bei Exposition von Bevölkerungsgruppen, selbst im Niedrigdosisbereich.

 

Diese neueren  Studien werden von den internationalen Institutionen (IAEA, ICRP, UNSCEAR) nach wie vor ignoriert, sie beharren in ihrem alten Denkschema.

 

 

Und die Folgen für Österreich…

Österreich zählt zu den am stärksten vom Tschernobyl-Fallout betroffenen Ländern. Bis zu 150 kBq10 an radioaktivem Cäsium 137 (Halbwertszeit 30,17 Jahre) wurden pro Quadratmeter abgelagert.

 

Die mittlere Flächenbelastung liegt derzeit bei 16 kBq Cäsium pro Quadratmeter. Mit mehr als 100 kBq/m² kontaminiert wurden Teile des Wald-, Mühl- und Hausruckviertels, die Gegend um Linz, die Welser Heide, die Phyrn-Region, das Salzkammergut, Teile der Tauern, sowie die Koralpe und Südkärnten. Cäsium 137 ist auf den meisten Flächen fest gebunden und bewegt sich nur sehr langsam in die Tiefe. Besonders in sauren Almböden liegt das 1986 abgelagerte Cäsium noch knapp unter der Oberfläche und ist für die Pflanzen leicht verfügbar.

Noch nach 30 Jahren sind in Pilzen, Waldbeeren, Wildfleisch und Honig  aus diesen Regionen überhöhte Werte von Cäsium 137 nachweisbar.

Gesundheitliche Folgen wurden in Österreich bisher nicht festgestellt, so die offizielle Antwort - und zwar aus einem einfachen Grund: Man hat nicht dannach gesucht, bzw. es ist offensichtlich von den dafür zuständigen Behörden politisch nicht gewollt,  dannach zu suchen. Meldungen über Häufungen z.B. einer Zunahme von Schilddrüsenkrebs oder Schilddrüsenerkrankungen im Allgemeinen werden nicht weiter verfolgt. Stattdessen behaupten manche- auch Mediziner- die Zunahme sei auf die bessere Diagnostik zurückzuführen.  

Was nicht detailliert untersucht wird , kann – auch wenn es für viele, die sich Gedanken dazu machen, offensichtlich ist - daher weder bestätigt noch widerlegt werden.

 Aber warum sollte der Tschernobylunfall für Österreich wie in anderen Teilen Europas (Untersuchungen aus Deutschland, Tschechien, Slowakei, England, Polen, Frankreich, Italien, Griechenland usw. ) keine gesundheitlichen Folgen  haben? Noch dazu, da Österreich vom Fallout relativ stark betroffen war ? Jeder kann sich sein eigenes Urteil bilden.

Die internationalen Institutionen (IAEA, ICRP, UNSCEAR, WHO) sind der Ansicht (UNSCEAR-Report 2013 ), dass der Unfall von Tschernobyl insgesamt 4.000 Todesfälle weltweit zur Folge hatte und die „Akte Tschernobyl“ nun geschlossen werden könne.

Die Gegendarstellung (TORCH-Bericht 2006, 2015) des bekannten englischen Radiobiologen Ian Fairlie kommt zum Schluss, dass mindestens 40.000 zusätzliche Krebstodesfalle (u. doppelt so viele Neuerkrankungen) weltweit und in Österreich 1.700 zusätzliche Krebstote innerhalb von 70 Jahren durch den Tschernobylunfall zu erwarten sind. Dabei verwendet Fairlie noch die alten konservativen Risikokoeffizienten. Bei Anwendung der neueren Koeffizienten (Gofman/USA, Köhnlein, Nussbaum) kommt man noch auf weit höhere Zahlen (254.000 Krebstodesfälle weltweit und ca. 13.280 in Österreich bis zum Jahre 2056). Die gängigen Risikokoeffizienten der ICRP betrachten dabei nur die Todesfälle durch Krebs , nicht die Neuerkrankungen, geschweige denn „Nicht-krebserkrankungen“  

 

Tirol wurde im Vergleich zu den übrigen Bundesländern im Mittel (bzw. Median)  relativ gering mit Cäsium 137 kontaminiert. Innerhalb von Tirol sind die Böden der Tuxer Voralpen, des Raumes Gerlos , der nördlichen Teile Osttirols, der Unteren Schranne (Gegend um Ebbs) und des Gebietes um Hochfilzen am stärksten mit Cäsium 137 belastet. Weitere Belastungsschwerpunkte finden sich im Talbereich von Reutte, im westlichen Karwendel und den Kitzbühler Alpen. Die Bezirke Landeck und Imst sind von Tirol am geringsten belastet, die Bezirke Kitzbühel und Kufstein am höchsten.

Dass der Großteil von Tirol relativ wenig kontaminiert wurde, liegt daran, dass es um den 30. April und 1. Mai 1986 nur geringe Niederschläge (außer im Raum Gerlos) gab. Bei Pilzen (z.B. Pfifferlinge, Maronenröhrlinge), Waldbeeren (Heidelbeeren -u. Preiselbeeren) sowie in Honig und Almmilch sind im Bez. Landeck noch Cäsium 137- Aktivitäten bis 30 Bq/kg nachweisbar (eigene Messungen). Andere Lebensmittel und vor allem die Hauptnahrungsmittel sind nicht mehr mit Cäsium 137 belastet.

 

Eine Substanz, mit der praktisch jeder Haushalt zu tun hat, ist interessanterweise  bisher kaum beachtet worden:  Asche aus der Holzverbrennung ist nach wie vor vergleichsweise hoch mit Cäsium 137 ( bis 500 Bq/kg) und auch anderen Radionukliden (bis 5.000 Bq/kg Gesamtaktivität)  belastet . Dies ist auch nicht verwunderlich, da Bäume der wichtigste lebende Radiocäsium-Speicher im Ökosystem Wald darstellen. Meine Empfehlung aus medizinischer Sicht: Asche hat nichts im Garten oder auf dem Komposthaufen verloren, und es empfiehlt sich beim Umgang mit Asche bei der Entsorgung einen Mundschutz zu verwenden, um Inhalation des Asche-Staubes  zu vermeiden.

 

 

Die Atomunfälle der Vergangenheit – Three Mile-Island 1979, Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011 - haben gezeigt, dass es keine sichere Atomkraft gibt. Diese Atomkatastrophen stehen für das enorme menschliche Leid, die generationsübergreifenden gesundheitlichen Folgen und die ökologische Zerstörung, die in den letzten 70 Jahren durch die nukleare Kette verursacht wurden. Vom Uranbergbau über die zivile und militärische Nutzung der Kernspaltung bis zum Atommüll hat die Atomindustrie Mensch und Umwelt geschädigt.

Das Durchschnittalter der noch laufenden AKWs in Europa liegt bei 30 Jahren! Der Zustand einiger Uraltmeiler entspricht dem eines ebenso alten Autos. Wer würde mit einem 30 Jahre alten Auto noch Vollgas fahren wollen??

Auch im sogenannten Normalbetrieb geben Atomkraftwerke eine nicht unbeträchtliche Menge Radioaktivität an die Umwelt ab. Derzeit sind in den 14 EU-staaten noch 131 Reaktoren in Betrieb. Österreich ist von 12 Atomkraftwerken umgeben, die in Entfernungen von 40-180km liegen. Radioaktive Strahlung endet nicht an der Staatsgrenze! In der Region Mogilew/Weißrussland und Woloshin/Minsk mussten z.B. Orte in 250km-300km Entfernung von Tschernobyl wegen starker Bodenverstrahlung mit Cäsium 137 für immer ausgesiedelt werden. Die Menschen mussten dort Hab und Gut zurücklassen, nur ihr Strahlenrisiko haben sie mitgenommen.

Es ist daher nur eine Frage der Zeit bis zum nächsten Super- Gau. Denn was einmal (Teil-Kernschmelze in Three Mile-Island 1979), ein 2.mal (Kernschmelze in Tschernobyl 1986) und ein 3.Mal (3 Kernschmelzen in Fukushima 2011) passiert ist, wird auch ein 4.mal und öfter passieren.  

Es gibt daher nur einen einzigen Weg, das zu verhindern - den vom Ausstieg aus der Atomkraft (inklusive Atomwaffen) und das so schnell wie möglich.

 

Verfasser: Dr. Ludwig Knabl, Fließ am 24.April 2016

Obmann Verein „Tirol hilft den Kindern von Tschernobyl“

 

 

Literatur:  

Nuclear Hotseat , dt.Übersetzungen auf www.afaz.at

IPPNW – Internat. Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung

Umweltinstitut München

Weißrussisches Strahleninstitut BELRAD, Prof. Nesterenko

Österreichisches Ökologie-Institut

Österreichisches Umweltbundesamt

Die derzeit umfassendste Werk zum Thema Tschernobyl – „Tschernobyl-Folgen der Katastrophe für Mensch und Umwelt“ stammt von Prof. Jablokow und Prof. Nesterenko, Hsg. Janette Sherman, New Yorker Akademie der Wissenschaften - Es bezieht sich auf mindestens 5.000 wissenschaftliche Studien mit 800 Quellenangaben (wobei 40% der Quellenangaben des Buches  aus Fachzeitschriften stammen, die ihre Artikel einem „peer review“ unterziehen“ ).

Sehr empfehlenswert ist auch das Buch „Chronik der Zukunft“ von Swetlana Alexijewitsch, Literatur-nobelpreisträgerin 2015. Es vermittelt einen realistischen Eindruck, wie die Bevölkerung in der Ukraine und Weißrussland damals mit der Atomkatastrophe umgegangen sind und sich ihr weiteres Leben durch diesen Unfall verändert hat . Es würde sich heute nicht anders abspielen !

 

Glossar:

Aktivität (=Atomzerfälle pro Sekunde,  Einheit: Becquerel ) gibt die Stärke der radioaktiven Quelle an. Sie ist quasi der Sender.

Äquivalenzdosis (Einheit : Sievert Sv) kann man als das verstehen, was beim Empfänger (Mensch, Tier) ankommt . Je weiter man sich vom Sender entfernt und je kürzer man sich dort aufhält oder je besser die Abschirmung dazwischen ist, desto geringer ist die empfangene Dosis .

 

Die durchschnittliche „Natürliche Strahlenbelastung“ des/der Österreicher/in beträgt 2,8 milliSievert (mSv) pro Jahr, wobei 1/3 durch externe Strahlenbelastung (kosmisch u. terrestrisch) und 2/3 durch innere Strahlenbelastung (vor allem RADON, der Rest über die Nahrung) verursacht werden.

Aktuelle (23.04.2016) Hintergrundstrahlung in Fließ/Dorf :  0,122 MikroSievert/h (µSv/h)

Aktuelle Hintergrundstrahlung (Dosisleistung) in Iitate /Region Fukushima): 4,0 milliSv/h (µSv/h), das sind 4.000 µSv/h !  Jeder Einwohner in Iitate bekommt in 1 Tag so viel Dosis ab wie jeder Bürger von Fließ in 3,7 Jahren! In der Sperrzone von Tschernobyl ist die Dosisleistung ähnlich hoch.

« zur News-Übersicht